Ein
Besuchermagnet, der weit über die Stadtgrenzen hinaus, zahlreiche
Besucher und Fans anzieht.
Während dieser Zeit kommen auch immer viele ehemalige Bürgerinnen
und Bürger zurück in ihre alte Heimat. Sie treffen Verwandte,
Bekannte und Freunde, erklimmen den Kirmesberg und wohnen dem bunten
Treiben während des Kirmeszug bei. Auch wenn man nicht mehr in
Gevelsberg beheimatet ist, für alle ist und bleibt die schrägste
Kirmes Europas nach wie vor ein Lebensgefühl, welches tief in ihren
Herzen verankert ist und niemals erlischt.
Rund
20 ehemalige Bürgerinnen und Bürger waren in diesem Jahr der
Einladung vom Gevelsberger Heimatverein gefolgt, um an dessen
Auswärtigentreffen teilzunehmen. Eine Traditionsveranstaltung, die
auf über sechs Jahrzehnte zurückblicken kann und somit ein fester
Bestandteil des Rahmenprogramms rund um das Kirmesgeschehen ist. „Uns
ist es wichtig, dass noch bestehenden Verbindungen und Freundschaften
weiterhin gestärkt werden“, sagte der Vereinsvorsitzende Andreas
Belz, der gemeinsam mit seinem Vorstandsteam zum gemütlichen
Nachmittag eingeladen hatte und dabei auch Bürgermeister Claus
Jacobi im Café DIAlog der VHS begrüßen konnte. Beim Blick in die
Runde kam das Stadtoberhaupt rasch zu der Erkenntnis, dass die Kirmes
fest in der DNA der ehemaligen Mitbürger verankert sei. Kurz gesagt:
„Einmal Gevelsberger, immer Gevelsberger.“
Begleitend
zu Kaffee und Kuchen erfreute man sich an alten Fotos, den einen oder
anderen Beitrag op plattduetsch
sowie an dem Besuch von Stefan Remmel, dem Vorsitzenden der ältesten
Gevelsberger Kirmes-gesellschaft „Pinass Brumse“. Er berichtete
den Anwesenden davon, wie es vor 90 Jahren mit seiner Truppe begonnen
hatte. In den 1920er Jahren gab es immer wieder Bestrebungen seitens
der Stadtverwaltung, die Kirmes nicht mehr wie nach alter Tradition
in der Elberfelder Straße stattfinden zu lassen. „Was dazu führte,
dass sich ein Protestzug aus den damaligen Dorfbewohnern formierte“,
erzählte er und fügte hinzu, dass es die Gründer der Brumse waren,
die 1934 dann den ersten Kirmeszug in der Gevelsberger Geschichte ins
Leben riefen und damit eine unvorstellbare Bewegung in Gang setzten.
Beim
Auswärtigentreffen erzählte Stefan Remmel, Vorsitzender der
Kirmesgruppe „Pinass Brumse“ (rechts), den Teilnehmenden ein
wenig über die Entstehung der ersten und ältesten
Kirmesgesellschaft in der Stadt.
Günther
Gedat, Emil Alberts, Hugo Hesterberg, Albert Rothe, Werner Michael
und Wilhelm Hedtstück, der
damalige Wirt der Gaststätte „Stadtschänke“ in der Neustraße
7, so fuhr er fort, versammelten sich verkleidet als Matrosen, um
mit einem Pferdewagen,
auf dem sie ein altes Rettungsboot aus dem Strandbad platziert
hatten, anlässlich der Kirmes durch die Innenstadt zu ziehen. Mit
Gedat stand dabei nicht ein 1. Vorsitzender an der Spitze der
Gesellschaft, vielmehr war er ihr „Kapitän“, der sich „Ingenol“
nannte. „Das
war sozusagen unsere Geburtsstunde.“ Mit Blick auf den Namen,
verriet er abschließend noch kurz, sei dieser „aus eben jener
Sache mit dem Rettungsboot“ entstanden und würde somit auch keinen
bestimmten Stadtteil, wie bei den andere Gruppen, bezeichnen. „Pinass
kommt von Pinasse, dem Beiboot, und Brumse ist die Kombination aus
zwei Schiffen der deutschen Marine, die damals unter der Bezeichnung
Brummer und Bremse in See stachen.“
Über
den großen Teich, genauer gesagt aus Boise, der Hauptstadt des
US-Bundesstaats Idaho, kam Nicole Backhaus. Die gebürtige
Gevelsbergerin hatte in diesem Jahr die weiteste Anreise zum
Auswärtigentreffen, an dem sie gemein-sam mit ihrem Vater Horst
Walter Backhaus teilnahm. Mit 19 Jahren, so erzählte sie, sei sie
aus Gevelsberg weggezogen. Unter anderem führte ihr Weg nach
Honduras, wo sie ihren Mann David Ayarra kennen und lieben lernte.
Das Glück perfekt machte vor 18 Jahren dann die Geburt von Tochter
Emely. Nicole Backhaus berichtete weiter, dass die kleine Familie
2011 Zentralamerika
verlassen hätte und in die USA über-gesiedelt sei. Zunächst in den
Sonnen-staat Kalifornien, später dann in den Nordwesten nach Idaho.
Der Grund: „Wir wollten unserer Tochter eine ordent-liche
Schulbildung ermöglichen.“ Boise, so schwärmte sie, sei
vielleicht unbekannter als andere Städte der USA, dafür aber
unerwartet schön. Zu Besuch in Gevelsberg zu sein, dass sei für sie
und ihre Tochter eine Art nach Hause zu kommen. Ein Satz, der Horst
Walter Backhaus ein Lächeln ins Gesicht zauberte und zugleich
deutlich machte, dass es völlig egal sei ob der aktuelle
Wohnort 20 km oder, wie im Falle von Nicole Backhaus, 5.057
Meilen (rund 8.138 Kilometer)
weit entfernt lag, am Ende stand für alle auswärtigen Gäste fest:
„Wo
man lebt, dort ist man zu Hause, wo das Herz schlägt, da ist die
Heimat.“ André Sicks