Samstag, 23. November 2019

Wie ist die Welt noch zu retten?


Um die große Öko-Krise in diesem Jahrhundert zu verhindern, reicht es nicht, Solarstrom zu produzieren, E-Autos zu fahren und den Abfall besser zu trennen.
Es braucht eine radikale Transformation, die alle Lebensbereiche erfasst. „Jetzt ist ein Zivilisationssprung möglich und wir dürfen daran mitwirken“, so Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, in seinem Vortrag am 19. November 2019 im Café DIAlog der VHS.
„Damit die „Große Transfor-mation“ – so auch der Titel seines Buches – gelingen kann, müssen wir zu Zukunftskünstlern werden.“ Dafür sei es wichtig, dass sich niemand von den vielen ernüchternden Signalen erdrücken lässt, sondern das tut, was ihm aus seiner inneren Überzeugung heraus im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung richtig erscheint. Niemand kann im Vorfeld mit Gewissheit sagen, ob das, was man tut, am Ende auch wirklich zum gewünschten Ziel führt. Schaue man sich aber zum Beispiel einmal den Mauerfall von 1989 an, dann erkennt man, so Prof. Dr. Uwe Schneidewind, dass dieses historische Ereignis nur möglich gewesen ist, weil es unzählige Menschen gegeben hat, die die Hoffnung in sich trugen, dass dies eines Tages Wirklichkeit wird und weil sie sich mit Kraft dafür eingesetzt haben. Wie es auch immer ausgeht, die Idee einer nachhaltigen Entwicklung ist es wert, dafür zu kämpfen, denn sie ist eine zutiefst dem Menschen zugewandte Idee. Dabei ist es wichtig, den Mut nicht zu verlieren, denn, so Prof. Dr. Schneidewind, moralische Revolutionen verlaufen niemals linear. In seiner Darstellung beruft er sich dabei auf ein entsprechendes Modell des US-Philosophen Kwame Anthony Appiah. Hiernach beginnt es in der Regel mit der Ignoranz des Themas und endet mit einem Unverständnis für die bisher gelebte, alte Praxis. Beim Thema Klimaschutz befindet sich unsere Gesellschaft aktuell zwischen Phase drei und Phase vier, d.h. das Problem wird anerkannt und neben der Nennung von Gründen auf der einen Seite, warum ein entsprechendes Handeln nicht möglich ist, gibt es von Teilen der Bevölkerung bereits darauf bezogene Verhaltens-änderungen. 
Zahlreiche Besucher waren einer Einladung der VHS gefolgt, um den Mut machenden und aufrüttelnden Worten von Prof. Dr. Uwe Schneidewind zur „Großen Transformation“ zu lauschen. 
Die einleitenden Worte zu dieser Veranstaltung sprach Gerd Vollmerhaus, Vorsitzender der Verbandsversammlung der VHS

Die eigentliche Frage, die unser Handeln heute leiten sollte, sei letztendlich die, die unsere Urenkel in Zukunft an uns richten könnten: „Am Anfang des 21. Jahrhunderts hattet ihr alle die Bausteine, die notwendig waren, um etwas gegen den Klimawandel zu tun und eine global gerechte Welt auf den Weg zu bringen. An welcher Seite habt ihr an dieser Vision mitgearbeitet?“ 

Mut machende Worte 
Bei dieser Veranstaltung, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert wurde, brachte es Prof. Dr. Uwe Schneidewind abschließend auf den Punkt, dass eine Transformation ein fundamentaler Umbruch für das Thema Nachhaltigkeit bedeutet.
Eine nachhaltige Gesellschaft sei möglich, doch diese komme nicht von alleine, es braucht dafür eine starke politische und gesellschaft-liche Gestaltung. Um es mit den Worten des früh-eren tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel zu formulieren: „Hoffnung ist nicht die Sicherheit, dass etwas unbedingt gut ausgeht, sondern, dass da etwas ist, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ Und jede Transformation beginnt mit individuellen Pionieren des Wandels. Mit diesen Mut machenden und aufrüttelnden Worten lud Prof. Dr. Schneidwind die nahezu 80 Gäste, die zu dieser Veranstaltung gekommen waren, zu einer anschließenden Diskussion ein. Bei einem Glas Sekt sowie herzhaften und süßen Fingerfoods des Cafe DIAlogs fand dieser überaus interessante und ermutigende Abend einen gemütlichen Abschluss. André Sicks